Die Hardau - Der Wilde Westen Winterthurs

Als ich in die Hardau zog, war mir diese Siedlung noch fremd. Schon bald merkte ich aber, dass ich in ein besonderes Quartier gezogen war. Ältere Nachbarinnen und Nachbarn erzählten mir interessante, lustige, manchmal auch haarsträubende Geschichten aus ihrer Kindheit und Jugend in der Hardau. 1943 wurden die ersten Häuser in der Hardau gebaut. Damals gab es weder Telefone noch Autos, keine Waschmaschinen, Fernseher oder Rasenmäher. Stattdessen wurde im Garten fast jeder Quadratmeter mit Gemüse und Salat für den Eigenbedarf bepflanzt. Im Schopf neben dem Haus waren Holz, Heu, Hühner - oft auch Gänse und Kaninchen untergebracht.

Die Hardau lag weit ab vom nächsten Winterthurer Quartier. Wer in ein subventioniertes Hardauer Haus ziehen wollte, durfte nicht zu viel verdienen. Vor allem Handwerker und Arbeiter konnten hier ein Haus kaufen - vorausgesetzt die Familie hatte mindestens zwei Kinder. Oft waren es mehr. So lebten von Anfang an sehr viele Kinder im Quartier. Ohne gekauftes Spielzeug beschäftigten sich diese mit dem Vorhandenen aus der Umgebung und sie standen in Sachen Streichen einem Michel von Lönneberga in nichts nach. Manche Aktionen waren einfallsreich und lustig, andere aus heutiger Sicht gefährlich oder befremdend, jedenfalls füllen sie einige Seiten in diesem Buch. Sie nachzuahmen kann ich ausdrücklich nicht empfehlen, sonst müsste die Polizei wohl wie damals wieder öfter ins Quartier kommen.

Italienische Gastarbeiter, die zusätzlich zur Familie in den kleinen Häusern wohnten, sorgten für unvorstellbar beengte Wohnverhältnisse. Aber die Mieten dieser Italiener waren für die damaligen Hardauerinnen und Hardauer wichtige Zusatzeinnahmen. Und die Kinder lernten viel von den Südländern.

Der Quartierverein Hardau wurde schon in den ersten Jahren gegründet und erwirkte kontinuierlich Verbesserungen für die Bewohnerinnen und Bewohner. Die gemeinsamen Anlässe und Ausflüge waren für die Siedler - so nannten sie sich damals - wichtig und förderten die Zusammengehörigkeit. Die ersten Protokolle des Quartiervereins zeigen dies schön auf und sind darum auszugsweise im hinteren Teil des Buches.

Wer in den Kriegs- und Nachkriegsjahren hier aufgewachsen ist, hat viel erlebt. Die Erzählerinnen und Erzähler blicken zurück - mal stolz, mal beschämt, oft mit viel Freude. Jede Person erzählt ihre Erlebnisse anders. Zusammen ergeben all ihre Geschichten ein eindrückliches Bild des damaligen Lebens.

Das Softcover-Buch mit 185 Seiten im Format A4 mit ca. 180 Bilder kann zum Preis von 38 Franken gekauft werden. Bei Lieferung kommen 10 Franken für Porto und Verpackung hinzu.

Adresse: Thomas Müller, Hardau 37, 8408 Winterthur, Telefon 052 222 80 41

Ein paar Auszüge aus dem Buch.